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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 22.07.2018


Korczak
Sharon Adler

Am 22. Juli 2018 jährte sich der 140. Geburtstag von Janusz Korczak, der 1879 als Henryk Goldszmit in Warschau geboren wurde. Der Film von Andrzej Wajda nach dem Drehbuch von Agnieszka Holland aus dem Jahr 1990 setzt dem großen Arzt, Pädagogen, Psychologen, Literaten und Humanisten ein Denkmal.




"Wer sagt, er opfere sich für andere, der lügt. Der eine spielt gerne Karten, der nächste liebt Frauen, ein anderer geht ständig zum Pferderennen. Ich mag Kinder. Für mich bedeuten sie kein Opfer. Ich tue es nicht für sie, sondern für mich. Ich brauche das. Dem Gerede von Aufopferung sollte man keinen Glauben schenken. Das ist nichts als Lüge und Heuchelei." (Henryk Goldszmit, alias Janusz Korczak)

Mit diesem Zitat beginnt der Film über den Mann, der zeitlebens und bis zu seinem Tod für die Würde der Kinder kämpfte. Es spiegelt die ganze Bescheidenheit, aber auch den Mut dieses Mannes wider, der von seinen Schützlingen, den Kindern, als "Zauberer" bezeichnet wurde. Korczak, der zu diesem Zeitpunkt als Professor lehrt und auch eine eigene Rundfunksendung ("Radioplaudereien des alten Doktors") hat, wird ausgerechnet an dem Tag, an dem er dem Rundfunkleiter seine Idee vorstellt, aus der Kinderzeitung "Die kleine Rundschau" eine Rundfunksendung zu machen, aus dem Sender geschasst. "Die politische Lage" sei der Grund für die Entlassung...

Korzak entgegnet, trotz aller politischen Weitsicht angesichts der Errichtung des Warschauer Ghettos und seiner Beobachtungen der täglichen Schikanierungen der Jüdinnen und Juden in Warschau: "Ich habe nichts mit Politik zu tun, ich bin Erzieher."

Der international mehrfach ausgezeichnete Film erzählt die Geschichte des Lebens- und Leidenswegs des polnisch-jüdischen Kinderarztes, Schriftstellers und Pädagogen Janusz Korczak und seiner 200 Waisenkinder im Warschauer Ghetto. Es ist ein großartiges, ein bewegendes filmisches Porträt eines Menschen, der die ihm anvertrauten Kinder selbst in schwierigster Zeit zu Gerechtigkeit, Gemeinschaft und Toleranz erzieht. Am 6. August 1942 wurde sein Leben zur Legende, als ihn die SS zwang, "seine" Kinder hinter der Fahne mit dem Davidstern zum Zug nach Treblinka zu führen. Obwohl HelferInnen ein Versteck für ihn schon vorbereitet und die Wachleute bereits bestochen sind, obwohl man ihm im Moment der Deportation einen gefälschten Schweizer und einen amerikanischen Pass anbietet, verzichtet er darauf, sein eigenes Leben zu retten, und stirbt gemeinsam mit ihnen. Mit ihm ermordet wird auch die polnisch-jüdische Lehrerin und Erzieherin Stefania Wilczyńska, die 1912 in das von Janusz Korczak gegründete Heim für jüdische Waisenkinder "Dom Sierot" ("Waisenhaus") in der Krochmalna-Straße 92 in Warschau kam.

"Die Lebenswege großer Menschen gleichen Legenden – sie sind beschwerlich, aber schön", schrieb Janusz Korczak.

"Einer der wichtigsten Filme über den Holocaust," bewertete die Academy of Motion Picture Arts and Sciences Andrzej Wajdas meisterhaftes Biopic in der Begründung seines Ehrenoscars.

AVIVA-Tipp: Nur wenige Menschen, die couragiert für Menschenrechte eingetreten sind und sich gegen die NS-Diktatur aufgelehnt haben, sind jungen Leuten heute überhaupt noch ein Begriff. Bekannt dürften wohl vor allem Sophie Scholl und Die Weiße Rose sein. Doch bei Namen wie Recha Freier, Irena Sendler oder Janusz Korczak hört das Wissen zumeist schon auf. Dieser Film von Andrzej Wajda und Agnieszka Holland trägt dazu bei, das Leben von Janusz Korczak, seine Motivation, die Konflikte, das Leid und seinen Widerstand sichtbar zu machen. Janusz Korczak und Stefania Wilczyńska und ihr Mut, sich für das Leben und die Würde anderer einzusetzen, darf niemals vergessen werden. Ihr Leben und Wirken sollte für alle nachfolgenden Generationen Vorbild und Mahnung zugleich sein.

Auszeichnungen
Andrzej Wajda erhielt für sein Filmschaffen den Ehrenoscar und den Goldenen Ehrenbären.
Robby Müller erhielt den Deutschen Filmpreis für seine Kameraführung.
Prädikat: wertvoll.

Das Drehbuch schrieb die international renommierte Regisseurin Agnieszka Holland ("DIE SPUR", OT: "POKOT", "Hitlerjunge Salomon", "IN DARKNESS – EINE WAHRE GESCHICHTE", "House of Cards", "Treme")

Am 25.5.2018 erschien das Porträt eines der größten Humanisten des letzten Jahrhunderts in restaurierter Fassung bei absolut Medien:

KORCZAK

Produktionsland: D, PL, GB
Produktionsjahr: 1990
Ein Film von Andrzej Wajda
Nach dem Drehbuch von Agnieszka Holland
Bonusfilm: Signiert: Andrzej Wajda (59 Min.)
DarstellerInnen: Wojciech Pszoniak, Ewa Dalkowska, Pjotr Kozlowski, Marzena Trybala, Wojciech Klato
Kamera: Robby Müller
Musik: Wojciech Kilar
Regie: Andrzej Wajda
Schnitt: Ewa Smal
Produktion: Perspektywa, Regina Ziegler Filmpduktion, Telmar, Erato, ZDF

Die KORCZAK DVD
Best. Nr.: 7030
ISBN: 978-3-8488-7030-1
EAN: 978-3-8488-7030-1
FSK: 12 Jahre
Länge: 113 Minuten
Bild: PAL, s/w, anamorph
Ton: Mono
Sprache: Deutsch
Regionalcode: codefree
Label: absolut Medien
14,90 Euro
Mehr zum Film, der Trailer sowie Bestellung unter:
absolutmedien.de

Die KORCZAK Blu-ray:
Best. Nr.: 8507
ISBN: 978-3-8488-8507-7
EAN: 978-3-8488-8507-7
FSK: 12 Jahre
Länge: 113 Minuten
Bild: PAL, s/w, anamorph
Ton: Dolby Stereo
Sprache: Deutsch
Regionalcode: codefree
Label: absolut MEDIEN
VK: € 19,90/
absolut Medien
Mehr zum Film, der Trailer sowie Bestellung unter:
absolutmedien.de

Mehr Informationen zum Leben und Wirken von Janusz Korczak und zum von den Nazis besetzten Polen:
Deutsche Korczak-Gesellschaft e.V.: www.janusz-korczak.de

Muzeum Historyczne m.st. Warszawy: muzeumwarszawy.pl

Korczakianum: korczakianum.muzeumwarszawy.pl

Archiv des Jüdischen Historischen Instituts Warschau: www.jhi.pl

In der Tradition von Janusz Korczak wurde 2009 die Europäische Janusz Korczak Akademie (EJKA) gegründet als eine jüdische Bildungseinrichtung, die der breiten Gesellschaft offensteht. Ihr Ziel ist es, "die jüdische Gemeinschaft zu stärken, sie zu öffnen und Berührungsängste abzubauen." Ihr Bildungsideal will: "zur Selbstverantwortung und Selbstbestimmung des Menschen sowie zu einem tieferen gesellschaftlichen und politisch-historischen Verständnis beitragen und Vorurteile abbauen. Im Besonderen stehen wir in der klassischen jüdischen Bildungs- und Lehrtradition, die sich durch einen intensiven Dialog zwischen Lehrenden und Lernenden mit der Ermutigung kritischer Nachfragen sowie eine enge Textbindung auszeichnet."
Mehr Informationen: www.ejka.org

Ein weiterer Film zu Janusz Korczak:
"Die Steine weinten"

Ãœber Leben und Tod des Janusz Korczak
Ein Film von Franz Deubzer
www.br.de

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